Benutzerfreundliche Autorentools für moderne Web-based Trainings
Kriterien für die Auswahl einer passenden Software
Remote-Arbeit und digitales Lernen gehen Hand in Hand. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Mitarbeitenden mit Online-Lernangeboten, sogenannten Web-based Trainings (WBTs), effektiv zu schulen und eine breite Akzeptanz dafür zu schaffen. Aber für E‑Learning braucht es Expert*innen, die das Wissen anderer Expert*innen im Unternehmen didaktisch sinnvoll zu vermitteln wissen. Oder?
Können moderne Autorentools Fachexpert*innen so unterstützen, dass auch ohne technisch-pädagogisches Vorwissen zielgruppengerechtes und didaktisch fundiertes Lernmaterial (sogenannter “E-Learning Content”) entsteht? Welche Anforderungen werden an moderne Autorentools gestellt und welche Kriterien helfen bei der Auswahl der richtigen E‑Learning Software? Bevor wir Antworten auf diese Fragen finden, wollen wir den Begriff “Autorentool” erst einmal klar umreißen.
Was ist ein Autorentool?
Der Begriff “Autorentool” wird häufig synonym verwendet mit weiteren Bezeichnungen wie ”E-Learning Software”, “Authoring Platform”, oder dem etwas angestaubten “LCMS” (Learning Content Management System). Gemeint ist damit eine spezielle Software, die es ermöglicht, multimediale Lerninhalte im “Rapid Authoring” Modus, also schnell und effizient, zu erstellen. Mithilfe bereitgestellter Templates und Vorlagen können ohne Programmierkenntnisse interaktive Trainings und Kurse gestaltet werden, die anschließend in ein unternehmensinternes Curriculum eingebettet werden können.
Klar abzugrenzen sind Autorentools von Lernplattformen (oder auch Lernmanagementsysteme, LMS – Learning Management System). Wie der Name schon sagt, unterstützt die Autorensoftware die Produktion von Lerninhalten, während Lernplattformen die Oberfläche abbilden, in der alle veröffentlichten Lernangebote des Unternehmens verwaltet werden. Im LMS bewegen sich die Lernenden, um ihnen zugewiesene Trainings und Kurse zu absolvieren und ihre Lernergebnisse und Zertifikate zu speichern.
Herausforderungen bei der Erstellung von digitalen Lerninhalten
Häufig sehen sich die im Unternehmen mit der Erstellung von digitalen Lernangeboten beauftragten Personen mit diesen oder ähnlichen Herausforderungen konfrontiert:
- wenig Zeit und personelle Ressourcen
- wenig Design- oder Gestaltungserfahrung
- unbekannte Software
- unübersichtliche Bedienung
- teilweise wenig didaktische Vorbildung
- enge Deadlines
- kooperatives Arbeiten mit Fachbereichen
- Internationalisierung / Übersetzung
Kommen Ihnen diese Punkte bekannt vor?
Eine ganz typische Situation ist auch die von Anna. Sie ist eine von drei L&D Manager*innen bei einem überregional agierenden Konzern. Ihre Aufgabe besteht darin, Fachwissen mehrsprachig zu digitalisieren. Das Fachwissen trägt sie aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen zusammen, entwickelt didaktische Konzepte für die Zielgruppe und wird dann häufig selbst als E‑Learning-Autorin tätig. Dazu gehört das optische und funktionale Gestalten der Lerninhalte ebenso wie das Entwickeln geeigneter Testmethoden zur Evaluation der Lernerfolge und nicht zu vergessen das Testing in der finalen Lernumgebung.
Die Abstimmung mit den Fachbereichen ist oft langwierig, Dokumente werden hin und her geschickt und Anna jongliert, was das Zeug hält, um den Überblick nicht zu verlieren. Dabei sitzt ihr die Zeit im Nacken, da die E‑Learning-Kurse i. d. R. zu einem festen Zeitpunkt für Hunderte Lernende in insgesamt 3 Sprachen bereitstehen müssen.
Vor einigen Jahren wurde im Unternehmen ein E‑Learning-Autorentool eingeführt, das Anna zwar scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten für die Gestaltung der Contents bietet, aber mindestens ebenso unübersichtlich ist und kollaborative Prozesse leider nicht gewinnbringend unterstützt. Für die wachsende Zahl an Projekten bräuchte Anna eigentlich externe Zuarbeit, doch leider fehlt ihr das Budget dafür …
Das im Unternehmen eingesetzte Autorentool scheint für die Herausforderungen von Anna und ihren Kolleg*innen nicht optimal geeignet zu sein: Überzeugende WBTs mit überschaubarem Aufwand in Zusammenarbeit mit Fachabteilungen produzieren und in mehreren Sprachen verwalten – gibt es Autorentools, die diesen Bedingungen besser gerecht werden können?
Welche Funktionen und Vorteile bieten moderne Autorentools?
Die meisten Autorentools zur Erstellung digitaler Lerninhalte sind mit einer Vielzahl von Funktionen ausgestattet, um qualitativ hochwertige, subjektiv benutzerfreundliche und objektiv messbare Lernmedien schnell und effizient zu erzeugen.
Anhand von interaktiven Vorlagen und vorgefertigten Design-Templates kann jeder einfache Contents erstellen, die dann wiederum über das SCORM-Format in praktisch jedes LMS integrierbar sind. Viele Anbieter werben zudem mit integrierten Medienbibliotheken.
Aus Lernendensicht wird die Motivation durch ansprechend gestaltetes Lernmaterial deutlich gesteigert und das Engagement erhöht. Lernergebnisse werden verbessert und die Akzeptanz des digitalen Lernens im Unternehmen gefestigt.
Die meisten Autorentools überzeugen inzwischen mit einem WYSIWYG-Editor für Autoren (what you see is what you get), in dem einzelne Bausteine, wie Texte, Bilder, Videos, Buttons, Quizfragen uvm. via Drag-and-Drop auf einer Bildschirmseite arrangiert werden können. Die Produktion von E‑Learning Content wird so erheblich vereinfacht und eine Auslagerung an externe Entwicklerteams und Agenturen ist nicht zwingend notwendig. Das spart Zeit und Kosten. Oder?
Jein. Zwar kann mit einer benutzerfreundlichen Software jeder digitale Lerninhalte erstellen, aber die konkreten Anforderungen und Bedingungen im Unternehmen sind entscheidend dafür, welches Autorentool am besten geeignet ist. Nun also zur entscheidenden Frage:
Wie wähle ich das richtige Autorentool aus?
Bei der Vielzahl der auf dem Markt beworbenen Produkte kann einem schon mal der Kopf schwirren. Die Auswahl einer Software, die zu den Anforderungen im Unternehmen passt, kann eine Herausforderung sein.
Dies sind unsere Top 10 Kriterien für Ihre Entscheidung:
Benutzerfreundlichkeit
Ein gutes Autorentool ist intuitiv und einfach zu bedienen. Dazu gehört eine übersichtliche Nutzeroberfläche mit geeigneten Hilfestellungen oder gezielter Workflowunterstützung.
Multimedialität
Die Software unterstützt die Integration einer Vielzahl von Medienformaten, z. B. Video, Streaming, Audio, interaktive Bilder, 3D-Modelle, …
Kompatibilität
Wählen Sie eine Software aus, die verschiedene Ausgabeformate anbietet. Wichtig dabei sind die Standards SCORM oder xAPI, um mit verschiedenen Lernmanagementsystemen kompatibel zu sein und die erforderlichen Lernerdaten zu erfassen. Darüber hinaus sind Printformate oder einfaches HTML für viele weitere Anwendungsfälle nützlich.
Browserunterstützung / Responsivität
Ein “must-have” ist die Unterstützung moderner Webbrowser, damit Ihre Lerninhalte ohne Einschränkungen funktionieren und automatisch responsiv auf allen Endgeräten konsumiert werden können.
Adaptivität
Nur wenn die Software Möglichkeiten bietet, Lerninhalte zur Laufzeit an die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben der Lernenden anzupassen, wird E‑Learning auf Dauer Akzeptanz finden und die gewünschten Ergebnisse erzielen.
Branding
Eine problemlose optische Anpassung des Designs an das Unternehmens-CI über alle Lerninhalte und über verschiedene Autoren hinweg ist ein absolutes Muss und unverzichtbar.
Evaluierung
Wählen Sie ein Autorentool, das eine messbare Lernerfolgskontrolle einfach macht, z. B. durch vorgefertigte Frage- und Test-Templates, die SCORM-konform mit dem LMS kommunizieren.
Übersetzung / Lokalisierung
Bedenken Sie bei Ihrer Wahl unbedingt die Unterstützung von Übersetzungen für die Erstellung mehrsprachiger Lernangebote. Über technische Standards wie XML oder XLIFF können Lerninhalte in Zusammenarbeit mit externen Übersetzungsdienstleistern bearbeitet werden. Dafür braucht die Software sowohl eine Export- als auch eine Importfunktion. Darüber hinaus sind Möglichkeiten zur manuellen Übersetzung und Lokalisierung oder auch für KI-basierte Übersetzungen absolut wünschenswerte Features. Je stärker sich Lernende sprachlich und kulturell mit dem Lernangebot identifizieren können, desto größer die Motivation und desto besser die Lernerfolge.
Kollaboration / Inhaltsverwaltung
Bei der Zusammenarbeit von E‑Learning-Autoren, Fachexperten und Stakeholdern bietet eine zentrale Verwaltung von Nutzern und Berechtigungen, sowie die gemeinsame Nutzbarkeit und Wiederverwendung von Inhaltsbausteinen, Designs etc. einen enormen Vorteil.
Preis-Leistungs-Verhältnis
Nicht zuletzt fällt Ihre Entscheidung natürlich auf die Software, deren Funktionsumfang auch den Preis rechtfertigt. Dabei betrachten Sie idealerweise nicht nur die Lizenzkosten, sondern auch zusätzliche Kosten für Wartung, Upgrades, etc. Ein Fullservice-Anbieter, der neben Autorentool und Lizenzen auch mit Beratung und Support an Ihrer Seite steht, kann zum langjährigen Partner werden.
Ergänzend zu diesen Top 10 aus Unternehmenssicht ist ein Perspektivwechsel in die Sicht der Lernenden ratsam. Erfüllt ein Lerninhalt, der mit dem Autorentool produziert wurde, folgende 6 Kriterien, die das Lernen zusätzlich positiv beeinflussen und damit die Akzeptanz im Unternehmen steigern?
Fazit.
Je mehr dieser Kriterien aus Autoren- und Lernendensicht erfüllt werden, desto besser unterstützt das Autorentool auch unerfahrene Ersteller dabei, ansprechende und zugängliche digitale Lerninhalte zu kreieren, die von der Zielgruppe gern und erfolgreich absolviert werden.
Welche Software für welches Unternehmen am besten geeignet ist, hängt v. a. auch davon ab, wie viele Autoren und Fachbereiche parallel wie viele Trainings (ko)produzieren möchten und ob das Unternehmen eine regionale oder internationale Zielgruppe anspricht.