Personalentwicklung 4.0
Weiterbildung neu denken
Je schneller und digitaler die Welt um uns herum wird, desto mehr sind Unternehmen darauf angewiesen, sich anzupassen, um marktfähig zu bleiben. Doch woher soll das dafür benötigte Know-how kommen, wenn es bereits überall an Fachkräften mangelt? Die offenkundige Lösung kann nur noch Inhouse liegen – in einer permanent gelebten Lernkultur, die es ermöglicht, schnell und nach individuellen Bedürfnissen aus- und weiterzubilden. Doch kann die Verantwortung hierfür wirklich allein in der Personalentwicklung liegen – und wenn, wie muss sie sich verändern, um den Herausforderungen zu begegnen, die bereits laut hörbar an die Türen klopfen?
Was ist Personalentwicklung?
Personalentwicklung ist ein Teil des Personalwesens (Human Resources). Sie umfasst alle Maßnahmen zur Förderung und Weiterbildung aller Mitarbeitenden auf Basis der individuellen Unternehmensbedürfnisse – inklusive der Ableitung von Zielen und Entwicklung entsprechender langfristiger Weiterbildungsstrategien.
Next Level: Personalentwicklung 4.0
Der Zusatz 4.0 beschreibt die voraussichtlichen Veränderungen der Lern- und Arbeitskultur in der unmittelbaren Zukunft – angetrieben durch die Digitalisierung und die immensen Ansprüche, die sie an Unternehmen, Mitarbeitende und damit die Personalentwicklung stellt. Die Rede ist dabei vor allem von Veränderungen wie…
- der Ablösung von Menschen durch Maschinen in Produktionsprozessen / Mensch als Überwacher der Maschinen, nicht mehr als ausführende Kraft im Produktionsprozess
- neuen Dienstleistungen, die mit Hilfe von Robotern, Drohnen, Bots, … erbracht werden
- weiterhin verstärkter Mensch-Maschine-Interaktion mit höherem Fokus auf technisches Verständnis.
Entsprechend muss sich auch die Personalentwicklung verändern – von statischen, oft noch analogen Weiterbildungskonzepten hin zu digitalen, agilen und vor allem permanenten Weiterbildungssystemen. Eine provokante These, die dazu aktuell kursiert: “Personalentwicklung muss sich selbst überflüssig machen, um eine Zukunft zu haben.” (Christian Böhler) Gemeint ist dabei nicht, dass es künftig keine Personalentwicklung mehr geben wird, sondern, dass sie Mitarbeitende zu eigenverantwortlichem, permanentem Lernen zu befähigt, sodass die klassische Weiterbildungsplanung, wie wir sie heute kennen, hinfällig wird. Doch wieso überhaupt?
Warum sich die Personalentwicklung verändern muss
Digitale Transformation und VUCA sind längst keine Buzzwords mehr. Privat wie beruflich leben wir in einer sich schnell wandelnden Welt, die von Unbeständigkeit und Unsicherheit geprägt ist. Folglich steigen Qualifizierungs- und Weiterbildungsbedarf, Anpassungs- und Lernfähigkeit werden zu Schlüsselkompetenzen. Nicht leicht in einer Gesellschaft, die gleichzeitig immer älter wird. Doch wie immer gilt: Die Herausforderungen zu kennen, ist die Grundlage, um Lösungen zu finden. Also widmen wir uns diesen kurz und schmerzlos, wie man ein Pflaster abreißt, bevor wir uns anschließend eingehend mit den Lösungen beschäftigen:
Herausforderung der Personalentwicklung
Das Konstrukt “Personalentwicklung”, wie wir es bisher kannten, ist bereits heute zu starr für die sich immer schneller drehende Arbeitswelt. Wissen muss permanent erneuert werden und im Sinne der Effektivität zum jeweils benötigten Zeitpunkt zur Verfügung stehen – schon allein, weil oftmals gar nicht mehr im Voraus abzusehen ist, welches Wissen in einem Jahr benötigt wird. Die Realität aber sieht häufig anders aus: Noch immer werden Seminare geplant, die weder zur Zielgruppe noch ihren aktuellen Bedürfnissen passen – und das oft nur als Reaktion auf bereits vorhandene Defizite. Das individuelle Lernerlebnis im konkreten Moment of Need bleibt vollkommen aus.
Die Folge: Motivation und Abschlussquoten sind gering, ebenso die Effektivität der Mitarbeitenden, weil das aktuelle und konkret benötigte Wissen fehlt. Das managerSeminare Heft 260 nennt unter anderem
- die mangelnde digitale Kompetenz in den Personalentwicklungen
- das unzureichende Wissen über die eigenen Mitarbeitenden
- und die Diskrepanz zwischen HR und eigentlichem Arbeitsalltag
als Gründe. Die Konsequenzen für die Unternehmen liegen auf der Hand: Hohe Weiterbildungskosten für einen zu geringen Nutzen, mangelnde Effektivität und Wettbewerbsfähigkeit und verschenkte Potenziale.
Herausforderungen des Arbeitsmarkts
Gleichzeitig wird der Arbeitsmarkt selbst mehr und mehr zur Herausforderung: Die Gesellschaft überaltert, einher geht ein Mangel an digitalen Kompetenzen. Jüngere Generationen hingegen kämpfen zunehmend mit immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspannen – sind doch sämtliche Medienangebote auf immer schnelleren Konsum ausgerichtet, an den wir uns nur zu gern gewöhnt haben. Tendenz steigend. Und dann ist da nach wie vor der altbekannte Fachkräftemangel, der seit Jahren wie ein Gespenst fast flächendeckend die HR-Abteilungen heimsucht.
Keine leichten Zeiten für eine statische Personalentwicklung. Was es braucht, ist Veränderung!
Fazit.
Schon in der nahen Zukunft werden wir sehr viel mehr neue Kompetenzen hoher Frequenz benötigen - diese entstehen aber nicht von selbst. Wollen Unternehmen effizient, erfolgreich und marktfähig bleiben, brauchen sie eine Personalentwicklung, die sich zunächst selbst weiterentwickelt: Digitale Kompetenzen und ein Verständnis für die sich verändernde Situation und die neuen Bedürfnisse der Mitarbeitenden sind die Grundlage, um sich den aktuellen Herausforderungen überhaupt stellen zu können. Statt Wissen auf Vorrat anzuhäufen, ist es bereits heute Zeit, eine nachhaltige und positive Lernkultur zu etablieren, die die Mitarbeitenden motiviert und befähigt, selbstständig zu lernen – wann immer sie gerade neues Wissen benötigen.
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Titelbild: SeventyFour/shutterstock.com